Tipps bei Schwangerschaftsbeschwerden

Kaum eine Schwangerschaft läuft ohne Beschwerden ab. Immerhin vollbringt ihr Körper in der Schwangerschaft eine enorme Anpassungsleistung- und das geht nicht unbemerkt vonstatten. Schwangerschaftsbeschwerden können lästig und unangenehm sein, aber meistens sind sie harmlos und verschwinden meist von alleine wieder.

Wir geben Ihnen erste kleine Hilfestellungen, wie Sie mit Hausmitteln und kleinen Veränderungen Ihrer Lebensgewohnheiten typische Schwangerschaftsbeschwerden in den Griff bekommen können.

Schwangerschaftsübelkeit

Schwangerschaftsübelkeit tritt bei fast allen Frauen in der Frühschwangerschaft auf. Sie hängt mit dem ansteigenden Schwangerschaftshormon (ßHCG) zusammen. Da dieses nach etwa 12 Schwangerschaftswochen wieder absinkt, hören die Beschwerden in den allermeisten Fällen dann auch wieder auf. Die Übelkeit, auch wenn sie von gelegentlichem Erbrechen begleitet wird, hat keine negativen Folgen auf die Entwicklung Ihres Babys.

Das können Sie gegen die Übelkeit tun:

 

• erste Hilfe bei einer Übelkeitsattacke: trinken Sie ein Glas kaltes Wasser in kleinen Schlucken oder kauen Sie möglichst lange auf ein paar Mandeln

• versuchen Sie über den Tag verteilt mehrere kleine Mahlzeiten zu essen. Die erste Mahlzeit am besten schon morgens im Bett (Pfefferminztee mit Zwieback oder Salzstangen)

• verzichten Sie auf stark gewürzte, säurehaltige und fettige Lebensmittel sowie kohlensäurehaltige Getränke

• Ingwer hat sich als hilfreich erwiesen. Sie können sich aus Ingwerwurzel einen Tee zubereiten und diesen über den Tag trinken, außerdem helfen Ingwerkapseln und Globuli

  • eine homöpathische Alternative ist Nux vomica (3 bis 4 mal täglich 5 Globuli in den Potenzen D6 oder D12)  
  • Vitamin B 6 (Pyridoxin) ist ebenfalls bei Schwangerschaftsübelkeit effektiv. 

• Denken Sie daran, ausreichend zu trinken (Stilles Mineralwasser, Pfefferminz- oder Ingwertee). Die Getränke sollten Raumtemperatur haben oder lauwarm sein

• oft hilft Bewegung wie Schwimmen oder Radfahren leichter mit der Hormonumstellung fertig zu werden

 

Wenn diese Hausmittel versagen, können nach ärztlicher Absprache auch Medikamente eingesetzt werden. Diese Medikamente sind als sicher in der Schwangerschaft anzusehen und haben keine negativen Auswirkungen auf das Baby. Bei länger anhaltendem Erbrechen ist eine Schilddrüsenfunktionsstörung auszuschließen

Sodbrennen

Sodbrennen entsteht durch zurücklaufenden Magensaft, weil der Verschlussmuskel zwischen Magen und Speiseröhre in der Schwangerschaft erschlafft. Durch den Druck der wachsenden Gebärmutter auf den Magen kann der Mageninhalt fast ungehindert in die Speiseröhre gelangen.

Oft helfen bereits Änderungen der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten:

 

• essen Sie 5-6 kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt, kauen Sie gründlich

• nehmen Sie die letzte Mahlzeit spätestens 2 Stunden vor dem Schlafengehen ein

• vermeiden Sie scharf gewürzte oder fettige Speisen, Süßigkeiten, Kaffee, kohlensäurehaltige Getränke, Zitrusfrüchte

• legen Sie sich nach dem Essen mindestens für 1 Stunde nicht hin. Eine Erhöhung des Oberkörpers ist hilfreich

• zum Neutralisieren der Säure eignen sich Milch, Haselnüsse oder Mandeln (gut kauen), Haferflocken, 1 Esslöffel Heilerde in lauwarmen Wasser nach dem Essen

  • Pflanzliche Mittel wie Kamille und Pfefferminze wirken krampflösend und regen die Magenentleerung an (frische Minzblätter, gut kauen oder schluckweise Pfefferminztee)

 

• nach ärztlicher Absprache können kurzfristig Säure bindende Medikamente eingenommen werden z.B. Maaloxan, Gaviscon oder Riopan Kautabletten oder Beutel.

Kopfschmerzen

Kopfschmerzen sind eine häufige Beschwerde während der Schwangerschaft. Gegen leichtere Kopfschmerzen helfen meist schon ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft oder Entspannungstechniken (Yoga, autogenes Training). Auch sollten Sie darauf achten, ausreichend zu trinken (1,5 - 2 Liter pro Tag). Wenn nichts hilft, können Sie auch einmal auf eine Kopfschmerztablette zurückgreifen. Medikamente, die Sie während der Schwangerschaft gegen leichte bis mittlere Schmerzen einnehmen können, sind Paracetamol (während der gesamten Schwangerschaft) und Ibuprofen (nur bis 28. SSW).

Verstopfung

Verstopfung ist in der Schwangerschaft keine Seltenheit. Die verminderte Darmtätigkeit und mechanische Behinderung des Darmes durch die wachsende Gebärmutter beeinträchtigen die Verdauung und verlangsamen die Darmtätigkeit. Zusätzlich wird dem Darm vermehrt Flüssigkeit entzogen, die der Körper für das steigenden Blutvolumen benötigt.

Beachten Sie folgende Tipps, um Ihren Darm wieder in Schwung zu bringen:

 

• achten Sie auf ballaststoffhaltige Ernährung (Vollkorkprodukte, Obst und Gemüse, Leinsamen, Weizekleie, Flohsamenschalen)

• trinken Sie 2 bis 3 l täglich (Wasser, Tee, verdünnte Fruchtsäfte z.B. Pflaumensaft, Buttermilch)

• regelmäßige Bewegung regt die Darmtätigkeit an

• Quell- und Füllstoffe wie Leinsamen, Weizenkleie und Flohsamenschalen regen die Darmtätigkeit (z.b. morgens ein Naturjoghurt mit 1 Esslöffel Leinsamen). Achten Sie dabei auf ausreichende Flüssigkeitsaufnahme

• kauen Sie langsam Trockenobst z.B. getrocknete Pflaumen, Feigen oder Aprikosen

• osmotische Abführmittel wie Lactulose oder Magnesiumsalze binden Wasser im Darm

• ggf. sind Glycerinzäpfchen oder Klistiere erforderlich

Hämorrhoiden

Durch den trägen Darm und die Umstellung von Bindegewebe und Gefäße auf "weich und weit" haben viele Frauen in der Schwangerschaft Probleme mit Hämorrhoiden. Typische Beschwerden sind Juckreiz, schmerzen, evtl. auch leichte Blutung nach dem Stuhlgang. Bereitsherausgetretene Hämorrhoiden lassen sich als kleine Knötchen am After ertasten.

Hier ein paar Tipps zur Selbsthilfe bei Hämorrhoiden:

 

• ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr können Hämorrhoiden entgegenwirken

• sorgen Sie für einen regelmäßigen und entspannten Toilettengang, vermeiden Sie starkes Pressen

• nach dem Stuhlgang Reinigung mit klarem Wasser und vorsichtig abtrocknen. Keine Feuchttüchter oder parfümiertes Toilettenpapier verwenden

• Hämorrhoidensalbe: z.B. Hametum H Salbe oder Fakt erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke

• tägliche Sitzbäder mit Eichenrinde- oder Kamillenzusatz unterstützt die Heilung

Ödeme

Gegen Ende der Schwangerschaft treten oft Wassereinlagerungen in den Händen und Füßen auf. Dies macht sich oft daran bemerkbar, dass Ringe und enge Schuhe nicht mehr passen. Machmal sind auch Beine und das Gesicht betroffen.

Die Wassereinlagerungen sind durch die Schwangerschaftshormone bedingt. Diese sorgen dafür, dass die Blutgefäße weit gestellt werden. Dadurch wird das Blut schlechter abtransportiert und versackt im Gewebe. Außerdem sind in der Schwangerschaft die Blutgefäße durchlässiger als sonst, da dass sich im Gewebe mehr Flüssigkeit ansammeln kann.

 

Ödeme sind zwar unangenehm, aber in den meisten Fällen harmlos. Beachten Sie folgende Hinweise:

 

• Legen Sie 2-3 mal täglich die Beine für 15 Minuten hoch

Vermeiden Sie langes Sitzen und Stehen, gehen Sie regelmäßig spazieren

tragen Sie keine einschnürende, enge Kleidung

achten Sie auf ausreichend Flüssigkeit (mindestens 2,5l täglich)

machen Sie keine Entwässerungskuren bzw. Diäten (salzarme Ernährung, Reistage)- dies hat keinen Einfluss auf die Ödeme und kann die Sache nur noch schlimmer machen

• in machen Fällen können individuell angepasste Kompressionsstrümpfe erforderlich sein. Ziehen Sie diese  noch vor dem Aufstehen an, wenn die Beine noch nicht angeschwollen sind

 

In seltenen Fällen können zunehmende Ödeme Nebenerscheinung eine Präeklamspie sein, daher müssen die Ursachen abgeklärt werden.

Kribbeln und Schmerzen in den Händen

Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schmerzen in den Fingern weisen auf das relativ häufige Karpaltunnelsyndrom in der Schwangerschaft hin. Durch die hormonell bedingte Wassereinlagerung in den Körper entsteht Druck auf den Medianus-Nerv, der im Bereich des Handgelenks durch einen relativ engen, von straffen Bändern begrenzten Tunnel zieht.

Wir haben Tipps, wie Sie dieses Problem lindern können:

 

• Vermeiden Sie Arbeiten, bei denen Sie immer wieder dieselben Handbewegungen machen müssen

• fördern Sie die Durchblutung durch Ausschütteln, Reiben der Hände, Dehnungs- und Fingerübungen

• kühlen Sie das betroffene Handgelenk

• schlafen Sie in Seitenlage und halten Sie das Handgelenk in neutraler Stellung (z.B. mit einer Handgelenkschiene)

 

Normalerweise verschwinden die Symptome des Karpaltunnelsyndroms zusammen nach der Geburt.

In seltenen Fällen ist eine operative Entlastung erforderlich.

Hautjuckreiz

Hautjucken tritt vor allem in den höheren Schwangerschaftswochen in der Bauchregion auf. In vielen Fällen hilft die Anwendung fetthaltiger Pflegecremes und Ölbädern oder Lotionen. Manchmal ist ein Antihistaminika-Gel (Fenistil) hilfreich. Bei anhaltendem Juckreiz oder Juckreiz im Bereich der Extremitäten sowie nachts muss eine Blutuntersuchung zum Ausschluss einer Schwangerschaftscholestase erfolgen.

Nasen- und Zahnfleischbluten

Die hormonell bedingte vermehrte Durchblutung der Schleimhaut führt bei manchen Schwangeren zum auftreten von Nasenbluten. Das Austrocknen der Schleimhäute sollte durch Nasentropfen mit Kochsalz- oder Meersalzlösung verhindert werden.  Cremen Sie die Innenseite Ihrer Nase mit einer Nasensalbe ein (Bepanthen Nasensalbe). 

 

Bei vermehrten Auftreten von Zahnfleischbluten ist ein Zahnarztbesuch empfehlenswert. Desinfizierende Mundspüllösungen  (Chlorhexamed, Hexoral) können ebenfalls eingesetzt werden 

Krampfadern

Das Schwangerschaftshormon Progesteron erweitert die Wände der Venen. Die gedehnten Gefäße und die vermehrte Ansammlung von Blut in der unteren Körperhälfte können zu Krampfadern in den Beinen und an den Schamlippen führen.

Nach der Schwangerschaft bilden sich die  Gefäßaussackungen meist zurück, können aber im Bereich der Beine zurückbleiben.

Bitte beachten Sie folgende Hinweise:

 

• Legen Sie 2-3 mal täglich die Beine für 15 Minuten hoch

• Vermeiden Sie langes Sitzen und Stehen, gehen Sie regelmäßig spazieren, legen Sie nachts dicke Kissen unter die Waden, so daß Sie mit erhöhten Beinen schlafen

• Dehnübungen und Fußgymnastik verbessern die Durchblutung

• Beinmassage mit Rosskastanienextrakt, Schlee, Rosmarin und Arnika oder Heparinoide als Gel

• morgendliche kalte Beingüsse oder kalte Wickel bringen Erleichterung

• In machen Fällen können individuell angepasste Kompressionsstrümpfe (Klasse 2) erforderlich sein. Ziehen Sie diese  noch vor dem Aufstehen an, wenn die Beine noch nicht angeschwollen sind

Niedriger Blutdruck

Das Schwangerschaftshormon Progesteron erweitert die Blutgefäße, damit Gebärmutter und Embryo optimal mit Sauerstoff und anderen Nährstoffen versorgt werden. Diese Weitstellung der Blutgefäße kann für einen niedrigen Blutdruck (Hypotonie) besonders im ersten Schwangerschaftsdrittel verantwortlich sein. Niedriger Blutdruck ist nicht bedenklich, solange sich die Werte im Rahmen halten. Beachten Sie folgendes, um Ihren Kreislauf wieder in Schwung zu bringen:

 

• Lassen Sie sich beim morgendlichen Aufstehen bewusst Zeit. Richten Sie sich langsam auf

• morgendliche Wechselduschen bringen den Kreislauf in Schwung

• frühstücken Sie eiweißreich, trinken Sie ausreichend

• Nachsalzen ist erlaubt! Um den Blutdruck stabil zu halten, brauchen Sie jetzt deutlich mehr Salz als bisher. Tipp: Hühnerbrühe oder Pellkartoffeln mit Salz

• Bei akutem Schwindel: Hinlegen und Beine hoch. Dadurch wird das Blut aus den Beinen in die oberen Bereiche des Körpers und damit auch zum Gehirn transportiert

• Unterstützen sie den Blutfluss zum Herzen durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen.

• Aktivieren Sie die  Muskel-Pumpe in den Waden, z.B. durch Wippen auf dem Fußballen. Dadurch wird das Blut aus den Venen heraustransportiert

• Ausdauersportarten sind hilfreich z.B. Laufen, Schwimmen, Walking und Radfahren

• Pflanzliche Mittel wirken milde auf das Kreislaufzentrum,  z.B. Kampfer und/oder Weißdorn

Rückenschmerzen

Rückenschmerzen während der Schwangerschaft sind keine Seltenheit - nahezu 3/4 aller schwangeren Frauen sind davon betroffen. Zu den Hauptursachen von Rückenschmerzen während der Schwangerschaft zählen die Gewichtszunahme und veränderte Körperhaltung bedingt durch den Babybauch. Außerdem kommt es durch die Schwangerschaftshormone zu einer Auflockerung der Gelenke, Bänder und Muskulatur insbesondere im Bereich des Beckenrings als Vorbereitung auf die Geburt.  

Die nachfolgenden Tipps können Ihnen helfen, Rückenschmerzen zu lindern oder verhindern:

 

• Vermeiden Sie das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen

• Vorsicht beim Heben (etwa des Wäschekorbs): Immer aus den Knien heraus, nie aus dem Kreuz

• Aquagymnastik und (Rücken)schwimmen, Yoga und Gymnastik stärken die Rückenmuskulatur

• Schlafen Sie auf der Seite, auf Polster oder ein Stillkissen gestützt, lagern Sie eventuell Ihre Beine hoch

• Wärmeanwendung z.B. Kirschkernkissen oder ein warmes Bad

• Massage mit Kreuzbein-Massageöl

• Kinesio-Tape

 

Rückenschmerzen können aber auch Hinweis auf schmerzhafte Gebärmutterkontraktionen oder Nierenerkrankungen sein und sollten daher immer abgeklärt werden.

Wadenkrämpfe

Schmerzhafte aber harmlose Verkrampfungen der Wadenmuskulatur sind wegen des erhöhten Bedarfs an Mineralstoffen in der Schwangerschaft nicht selten. Vor allem in der 2. Schwangerschaftshälfte leiden viele Frauen unter nächtlichen Wadenkrämpfen. Es ist ratsam , den Mangel an Magnesium mit entsprechenden Präparaten auszugleichen. Wenn der Mangel nicht sehr ausgeprägt ist, können Sie ihren Magnesiumbedarf auch über die Ernährung decken. Viel Magnesium enthalten  Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Käse, Nüsse und Milchprodukte, Bananen und Aprikosen.

Schlafstörungen

Die meisten Schwangeren bemerken eine vermehrte Müdigkeit und Veränderungen der Schlafqualität. Diese Müdigkeit ist nicht bedingt durch zu wenig erholsamen Schlaf oder Überanstrengung, sondern ist Folge der hormonellen Umstellung und lässt sich auch durch längeres Schlafen nur teilweise beeinflussen. Zudem ist der Schlaf in der Schwangerschaft durch Toilettengänge, ungewohnte Schlafposition, strampelndes Baby oder Schwangerschaftsbeschwerden unruhiger.

 

Vielleicht helfen Ihnen folgende Ratschläge, die den Schlaf verbessern können:

 

• nehmen Sie die letzte, leichte Mahlzeit einige Stunden vor dem Schlafengehen ein

• trinken Sie abends keinen Schwarztee, Kaffee und keine koffeinhaltigen Getränke

• körperliche Bewegung z.B. ein abendlicher Spaziergang mit dem Partner

• für die Entspannung am Abend sorgt auch ein Glas warme Milch mit Honig oder Kräutertee  (Hopfen, Baldrian oder Melisse)

• Sorgen Sie für eine bequeme Schlafposition, z.B. mit einem Stillkissen in Seitenlage, um den Bauch stützen

Entspannungsübungen z.B. Yoga- oder Atemübungen aus dem Geburtsvorbereitungskurs helfen Ihnen, abzuschalten

• warmes Dusch- oder Wannenbad mit Lavendel oder Melisse

Nehmen Sie in hartnäckigen Fällen natürliche Mittel wie Baldriantropfen oder Schlaftees (z.B. Melissentee)