Gravidogramm

Im sogenannten Gravidogramm werden die Untersuchungsbefunde der Mutterschafts-vorsorge eingetragen. Viele Begriffe auf dieser Seite im Mutterpass bedürfen keiner Erklärung, trotzdem wollen wir Ihnen hier alle Einträge zum besseren Verständnis erläutern.

Datum

Hier wird das aktuelle Untersuchungsdatum eingetragen. Die Untersuchungen erfolgen zu Beginn der Schwangerschaft alle 4 Wochen, später dann alle 2 Wochen. Bei Schwangerschaftsrisiken wie Zwillinge, Bluthochdruck, Übertragung usw. können die Intervalle auch kürzer sein.

 

Schwangerschaftswoche

 Ihre aktuelle Schwangerschaftswoche

 

SSW ggf. Korr.: evtl. korrigierte Schwangerschaftswoche 

Fundusstand

Die Gebärmutter ist am Anfang der Schwangerschaft ein kleines, birnenförmiges Organ, das nur 40 Gramm schwer ist. Genau genommen ist sie ein Muskel, der sich im Verlauf der Schwangerschaft enorm ausdehnt: Am Ende der Schwangerschaft wiegt sie etwa 1 Kilo und reicht bis zum Rippenbogen. Der obere Rand der Gebärmutter (Fundus) ist von außen durch die Bauchdecke zu ertasten. Der Fundustand gibt Auskunft über die Größe der Gebärmutter und lässt Rückschlüsse auf das Schwangerschaftsalter bzw. Entwicklung der Schwangerschaft zu. Auch wenn inzwischen Ultraschalluntersuchungen genauere Hinweise auf das Wachstum des Babies liefern, kommt dem Fundusstand im Mutterpass noch eine zentrale Rolle zu. Er wir in kryptischen Abkürzungen als Abstand zu Symphyse (S), Nabel (N) oder Rippenbogen (Rb) in Querfingerbreite (QF) angegeben. Hier eine kurze Übersetzungshilfe:

 

 

• S = Fundus an der Symphyse (ca. 12. SSW)
• N-3 = Fundus 3 Querfinger unterm  Nabel (ca. 16. SSW)
• N/0 = Fundus am Nabel (ca. 20. SSW)
• Rb/N = Fundus zwischen Rippenbogen und Nabel (entspricht etwa der 28. SSW)
• Rb/0 = Fundus am Rippenbogen (ca. 36. SSW)
• Rb-2 = Fundus 2 Querfinger unterm Rippenbogen (ca. 40. SSW)

Kindslage

Hier wird dokumentiert, wie Ihr Baby in der Gebärmutter liegt. Das am Anfang der Schwangerschaft noch nicht von Bedeutung und wird daher auch meist nicht eingetragen. Erst wenn der Entbindungstermin näher rückt, spielt die Lage des Babys eine Rolle.

• SL = Schädellage: das Köpfchen liegt unten
• BEL = Beckenendlage (Steißlage): der Po liegt unten
• QL = Querlage: Kopf und Po liegen seitlich

Herztöne: die kindlichen Herztöne können durch Ultraschall oder ab 28 SSW mittels CTG-Untersuchung kontrolliert werden.

 

Kindsbewegung: Bei Ihrem ersten Baby werden sie etwa ab der 20. SSW, als Mehrgebärende ab der 17. SSW die Bewegungen Ihres Babys spüren. Das wird hier im Mutterpass dokumentiert.

 

Ödeme: dies sind Wassereinlagerungen im Gewebe, v.a. an Füssen, Unterschenkeln und Händen. Gegen Ende der Schwangerschaft ist das unangenehm aber meist harmlos.

Ödeme, die mit weiteren Symptomen wie vermehrte Eiweissausscheidung im Urin und erhöhtem Blutdruck einhergehen, können dagegen ein Hinweis auf eine Schwangerschaftserkrankung (Gestose) sein und müssen weiter abgeklärt werden.

 

Varikosis: Hierunter versteht man das Auftreten von Krampfadern (Varizen) als Folge einer generellen Bindegewebsschwäche, die durch die Schwangerschaft verstärkt wird. Die Varizen können an den Beinen auftreten, aber auch an den Schamlippen. Meist verschwinden diese wieder nach der Geburt, ebenso wie Hämorrhoiden.

 

Gewicht: Die durchschnittliche Gewichtszunahme in der Schwangerschaft beträgt ca. 12 kg, verteilt auf das Kind, den Mutterkuchen, das Fruchtwasser, die gesteigerte Blutmenge der Schwangeren und das eingelagerte Gewebewasser. 

Hier erhalten Sie einen Überblick über die ungefähre Gewichtszunahme in Abhängigkeit von der Schwangerschaftswoche:

Schwangerschaftswoche Gewichtszunahme/ Woche
bis 16

 -

17 bis 28 200 bis 250g
ab 29 etwa 400g

Je nach BMI (body mass index) vor der Schwangerschaft, kann von diesen Werten nach oben und unten abgewichen werden, ohne dass eine Gefahr für das Kind besteht. Schlanke Frauen dürfen ruhig etwas mehr zunehmen (12 bis 18 kg), übergewichtige Frauen sollten eher weniger (5 bis 10 kg) zunehmen

RR syst./diast.: Blutdruckmessung (nach dem Prinzip von Riva-Rocci, daher "RR"), mit syst. (systolisch) ist der "obere Wert" und mit diast. (diastolisch) ist der "untere Wert" gemeint. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck (>140/90 mmHg) muss streng kontrolliert werden, da er unter Umständen ein Hinweis auf eine Schwangerschaftserkrankung (Gestose) sein kann.

 

Hb (Ery): Hb ist die medizinische Abkürzung für Hämoglobin, den roten Blutfarbstoff. Ein leicht fallender Hb im Verlauf der Schwangerschaft ist durchaus normal. Sinkt das Hb unter 11 mg/dl, kann es erforderlich sein, ein Eisenpräparat einzunehmen. Ery ist die Abkürzung für Erythrozyten, die roten Blutkörperchen, die den Sauerstofftransport im mütterlichen und zum zum Kind erledigen. Die Erys werden meist im Rahmen eines kleinen Blutbildes angegeben.

 

(Urin)Sediment (Eiweiß, Zucker, Nitrit, Blut): Diese Werte beziehen sich auf die Urinuntersuchung, welche bei jeder Vorsorge durchgeführt wird. Eiweiß in Spuren ist in der Schwangerschaft nicht ungewöhnlich und erst ab einem gewissen Schwellenwert ein möglicher Hinweis auf eine Nieren- oder Schwangerschaftserkrankung (Gestose).

Auch Zucker kann nach entsprechendem Genuss von süssen Speisen nachgewiesen werden, ohne dass dies krankhaft ist. Die Abklärung einer Zuckerkrankheit in der Schwangerschaft (Gestationsdiabetes) erfolgt über das Glukosescreening bzw. einen Glukosebelastungstest zwischen 24 und 28 SSW.

Leukozyten, Nitrit und Blut im Urin können ein Hinweis auf eine (bisher symptomlose) Blasenentzündung sein. Falsch auffällige Werte können durch die Verunreinigung des Urins durch Scheidensekret entstehen.

 

Vaginale Untersuchung: Bei der vaginalen Tastuntersuchung werden folgende Befunde erhoben:

Länge und Festigkeit des Gebärmutterhalses (Portio erhalten/verkürzt; weich/fest)

Verschluss des Muttermundes (MM geschlossen oder für x Finger geöffnet)

Säurewert der Scheide (der Scheiden pH sollte aus Schutz vor Infektionen und damit Frühgeburt im leicht sauren Bereich (pH 4) liegen

 

Risiko-Nr.: Eintrag aufgetretener Risiken gemäss der Seite 6 im Mutterpass.

 

Sonstiges/Therapie/Maßnahmen: Hier werden alle weiteren, bisher nicht aufgeführten Befunde eingetragen, wie Laborergebnisse, Medikamente etc.